Frühling

Gewürz aus der Steinzeit: die Knoblauchsrauke

Blüte einer Knoblauchsrauke © Marcel Gluschak
Blüte einer Knoblauchsrauke © Marcel Gluschak

Mit dieser aromatischen Pflanze würzten die Menschen schon vor Jahrtausenden. Nachdem sie im Zeitalter der Tiefkühlpizza aus dem Blick geriet, wird die Knoblauchsrauke nun wieder neu entdeckt. Und hiefür gibt es reichlich Gelegenheiten. Denn das hübsche Würzkraut wächst ab April üppig in unseren Wäldern, an Hecken und Wegrändern. Während uns die Blätter schmecken, sind die Blüten vor allem bei Schmetterlingen beliebt.

Die Knoblauchsrauke schmeckt so wie sie heißt, ist aber milder

Dieses Jahr gibt es sie auffällig häufig. Und das ist ein Glücksfall. Denn die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) ist eine essbare Wildpflanze, die nicht nur lecker schmeckt, sondern auch leicht zu erkennen ist. Das macht sie zu einer perfekten Einsteigerpflanze für all jene, die sich mit Wildkräutern beschäftigen wollen. Und sie lässt sich sogar gut im eigenen Garten kultivieren.

Ausgrabungen von Kochstätten, die 6.000 Jahre alt sind, haben gezeigt, dass die Knoblauchsrauke schon in der Steinzeit als Gewürzkraut verwendet wurde. Damit ist sie das älteste bekannte einheimische Gewürz. Noch bis in die Neuzeit hinein war sie eine angesehene Küchenzutat – vor allem bei der armen Bevölkerung, die sich keine Gewürze leisten konnte.

Knoblauchsrauke im Wald © Marcel Gluschak
Knoblauchsrauke im Wald © Marcel Gluschak

Von der Knoblauchsrauke sind alle Bestandteile zum Verzehr geeignet. Ihre Blätter schmecken angenehm nach Knoblauch, mit einem Hauch Pfeffer. Sie eignen sich hervorragend als Zutat für Salate, Kräuterquark, Suppen und Saucen. Auch ein Pesto kann man sehr schön aus ihr machen. Die reifen schwarzen Samen kann man wie Pfeffer übers Essen streuen, und die Blüten sind eine schöne Deko auf jedem herzhaften Gericht. Wer im Herbst die Wurzel ausgräbt, kann diese – ähnlich wie Meerrettich – fein gerieben als scharfe Würze einsetzen. Knoblauchsrauke sollte roh verzehrt werden, denn ihr Aroma wird zerstört, wenn man sie erhitzt.

Wie erkenne ich die Knoblauchsrauke

Die Knoblauchsrauke findet man in lichten Laubwäldern, Gärten, Parks und an Hecken, wo sie gerne in großen Ansammlungen auftritt. Sie kann sich deshalb im Wettstreit mit Konkurrenten so gut behaupten, weil sie über ihre Wurzeln ein Sekret absondert, das andere Pflanzen auf Abstand hält. So wie die Brennnessel wächst auch die Knoblauchsrauke gerne auf stickstoffhaltigen Böden.

An der 30 bis 90 cm hohen Pflanze sind die herzförmigen Blätter wechselständig angeordnet. Sie sind lang gestielt und haben einen gekerbten bis gebuchteten Rand. Wenn man ein Blatt zwischen den Fingern zerreibt, ist die Pflanze eindeutig am leichten Knoblauchduft zu erkennen. Je jünger die Pflanze ist, desto angenehmer schmecken die geernteten Blätter. In der Blütezeit ab April mischen sich bittere Aromen mit rein.

Knoblauchsrauke am Wegrand © Marcel Gluschak
Im Spätfrühling bildet die Knoblauchsrauke grüne, dünne Schoten aus, die sich im Sommer dann hellbraun färben. © Marcel Gluschak

Die Blütenstände enthalten mehrere weiße Einzelblüten. Der befruchtete Fruchtknoten entwickelt sich zu einer Schote von 3 bis 7 cm Länge. Sie ist im unreifen Zustand grün und kaum dicker als der Blütenstiel. Später färbt sie sich hellbraun. Ist die Schote voll ausgereift, reißen die beiden Fruchtklappen auf und legen die Samen frei.

Bei vielen Insekten sehr beliebt

Der Nektar der Knoblauchsrauke sammelt sich an der Basis der Blüte und ist für Insekten leicht zu erreichen. So finden sich neben Bienen, Fliegen und Schwebfliegen sogar auch Käfer ein, die die Pflanze bestäuben. Und auch für viele Schmetterlinge ist die Pflanze im Frühling und Frühsommer ein guter Nektarlieferant. Hierzu gehören unter anderem das Waldbrettspiel (Pararge aegeria) und der Aurorafalter (Anthocharis cardamines). Die Raupen einiger Tag- und Nachtfalterarten ernähren sich gerne von den Blättern der Knoblauchsrauke, unter anderem die Achateule (Phlogophora meticulosa) und der Grünader-Weißling (Pieris napi).

Ein Grünader-Weißling auf einer Knoblauchsrauke © Marcel Gluschak
Ein Grünader-Weißling auf einer Knoblauchsrauke © Marcel Gluschak

Es ist also doppelt gut, die Knoblauchsrauke im eigenen Garten wachsen zu lassen – man hat ein leckeres Würzkraut und hilft den Insekten. Manchmal findet man die Samenschoten zufällig bei einem Waldspaziergang und kann sie einsammeln. Oder man bezieht sie bei gut sortierten Gärtnereien, die auf Wildkräuter spezialisiert sind – dort sind manchmal sogar vorgezogene Pflanzen erhältlich. Die Knoblauchsrauke ist ein dankbarer und robuster Gartenfreund – es sind kaum Krankheiten und Schädlinge bekannt.

Ich arbeite beim WWF Deutschland und bin dort zuständig für das Jugendprogramm. Nebenberuflich absolviere ich eine Ausbildung zum Naturerlebnispädagogen bei CreNatur sowie zum Wildnispädagogen bei der Wildnisschule Hoher Fläming. Ich liebe es, in der Natur unterwegs zu sein, ob zu Fuß, im Kanu oder mit dem Fahrrad. Es vergehen schnell Stunden, in denen ich mich ausdauernd in der Naturfotografie ausprobiere oder einfach den Moment genieße, beobachtender Teil der Natur zu sein. Achtsamkeit, Respekt für die Natur und Begeisterung für ihre Schönheit liegen mir sehr am Herzen.

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