Frühling

Die Feldlerche

Foto © David Iliff. License: CC-BY-SA 3.0
Feldlerchen ernähren sich in der warmen Jahreshälfte von Insekten, Spinnen, kleinen Schnecken und Würmern.
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Wer in diesen Tagen an Feldern vorbei spaziert, hört vielleicht den verspielten, trillernden und zirpenden Gesang der Feldlerche (Alauda arvensis). Ich konnte vor ein paar Tagen Feldlerchen im Hohen Fläming beobachten. Mit schnellen Flügelschlägen schraubten sich diese Vögel mit ihrer Flügelspannweite von 30 bis 35 cm immer höher in den sonnigen Himmel hinauf. Trotz dieser Kraftanstrengung sangen sie ununterbrochen ihr Lied. Singflug nennt man diese Kunst, die die Feldlerche bis zu 15 Minuten anhaltend vorführen kann. Sie klettert förmlich an ihrem Lied empor, in Höhen bis 100 Meter! Unweigerlich dachte ich: Was gibt diesem Vogel diese Energie? Ist es der Frühling? Das Gefühl von Freiheit? Die Aufregung, sein Brutrevier markieren zu müssen?

„Klingt wie ein Computerspiel. Jump and Run – wenn man einen Highscore nach dem anderen abräumt“, sagte da ein Vogelkenner zu mir. Und auch wenn der Vergleich wenig romantisch ist, er passt. Das charismatische, hektische und rollende Jubilieren der Feldlerche enthält übrigens auch Imitationen, z.B. vom Turmfalken – um Konkurrenten auf Abstand zu halten, oder einfach aus Spaß an der Virtuosität?

Die Feldlerche ist Bodenbrüter, ihr Nest dort unten gut versteckt. In diesen Tagen, Mitte April, legen die Vögel 2 bis 6 Eier in die mit Pflanzenteilen ausgekleidete Mulde. Nach knapp zwei Wochen schlüpfen bereits die Küken, die noch ungefähr 5 Tage vom Weibchen mit ihren Flügeln und Brustfedern vor Wind und Kälte geschützt („gehudert“), doch schon bald verlassen sie erstmalig das Nest und üben fleißig, um schließlich nach einem Monat selbständig ihr Vogelleben zu führen.

Die Feldlerche ist weit verbreitet: vom Nordkap bis zum Mittelmeer, von Portugal und Irland im Westen bis nach Kamtschatka und Japan im fernen Osten. Im Winter verlagert sich ihr Vorkommen nach Süden. Dann lebt sie auch im afrikanischen Mittelmeerraum. Doch was den Bestand betrifft, ist der Himmelsvogel seit Jahrzehnten stetig im Sinkflug: Mehr als die Hälfte aller Feldlerchen in Europa sind seit 1980 verschwunden. Der Grund: Es gibt immer weniger Brachflächen.

Landwirte sind seit 2008 nicht mehr gesetzlich verpflichtet, zehn Prozent ihrer Fläche stillzulegen – und somit nutzen viele jeden verfügbaren Winkel, um z.B. Energiepflanzen wie Mais anzubauen. Inzwischen hat sich der Anteil der Brachen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes innerhalb nur eines Jahres halbiert. Brachen erfüllen jedoch eine wichtige Funktion in der Kulturlandschaft. Wildkräuter siedeln sich an, Tiere nutzen sie als Lebensräume, unter anderem dienen sie vielen Vogelarten als Brutplatz.

Daher ist die Feldlerche nun auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands in Kategorie 3 als „gefährdet“ gelistet und als Warnung dieses Jahr vom NABU zum Vogel des Jahres gewählt worden. Die Agrarpolitik der EU hat erheblichen Einfluss auf die Überlebenschancen unserer Arten, u.a. der Feldvögel. Wir können unsere Abgeordneten darauf ansprechen und bei der Europawahl den Kurs für die Landwirtschaft mitbestimmen.

Ich arbeite beim WWF Deutschland und bin dort zuständig für das Jugendprogramm. Nebenberuflich absolviere ich eine Ausbildung zum Naturerlebnispädagogen bei CreNatur sowie zum Wildnispädagogen bei der Wildnisschule Hoher Fläming. Ich liebe es, in der Natur unterwegs zu sein, ob zu Fuß, im Kanu oder mit dem Fahrrad. Es vergehen schnell Stunden, in denen ich mich ausdauernd in der Naturfotografie ausprobiere oder einfach den Moment genieße, beobachtender Teil der Natur zu sein. Achtsamkeit, Respekt für die Natur und Begeisterung für ihre Schönheit liegen mir sehr am Herzen.

1 Kommentar

  • Cristina Camarata

    Vielen Dank für das sehr informative, wissenswerte Portrait über die liebe Feldlerche. Ihr Lebensraum muss dringend wieder vergrößert werden. Alle Vogelarten – Tierarten müssen geschützt werden und sie sind unersetzlich wichtig für das Gleichgewicht in der Natur. Das müssten inzwischen alle Politiker und Landwirte wissen und einsehen!
    Ich hatte das Glück, im vergangenen Sommer (in der Sürther Aue) eine Feldlerche zu beobachten, wie sie mit ihrem fröhlichen Lied in den Himmel hinaufgestiegen ist, im Singflug. Ich war so fasziniert von ihrer puren Lebensfreude – so kam es mir vor -, dass ich versäumte, sie zu fotografieren. Ich hätte sie auch nicht auf’s Bild bekommen 😄… Aber die fröhliche Feldlerche hat mich mit ihrer Lebensfreude angesteckt und zu einem Gedicht inspiriert.

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